18 Jahre Prolia® Therapie bei postmenopausaler Osteoporose und prävalenten Wirbelkörperfrakturen
Autorin: Univ. Prof.in Dr.in Astrid Fahrleitner-Pammer
Fachärztin für Innere Medizin
Medizin Universität Graz
Privatordination Graz St. Peter
Anamnese
Eine 82-jährige Patientin mit manifester Osteoporose (3 Wirbelkörperfrakturen – Erstdiagnose 2005) wurde im Rahmen der FREEDOM Studie1 10 Jahre mit Denosumab 60 mg subkutan behandelt. Die Patientin
hatte zu Studienbeginn im Baseline Röntgen drei vorbestehende Frakturen der Brustwirbelsäule – BWK 7, 8 und 9 sowie eine Radiusfraktur 2002 links und eine Tibia Fraktur rechts 2004.
Nach Beendigung der FREEDOM Studie – sprich nach 10-jähriger Therapie lag die Knochendichte im Bereich der Osteopenie - eine BMD - Zunahme an der LWS (L1-L4) von +17 Prozent und an der Hüfte links von + 9,6 % konnte erreicht werden. Es
kam nicht zum Auftreten weiterer Knochenbrüche.
Auflösung
Antwort 1, 2 und 4 sind korrekt.
Punkt 3 ist definitiv falsch - die Patientin hat fünf vorbestehende osteoporotische Frakturen – damit leidet sie definitionsgemäß an einer Osteoporose und sollte zumindest regelmäßig kontrolliert werden.
Zum Zeitpunkt 2015 sind alle anderen Antworten korrekt.
Weiteres Prozedere
Nach Beendigung der FREEDOM Studie war Prolia® verschreibbar laut Regeltext ...“hohes Frakturrisiko und bestehende Kontraindikationen gegen orale Bisphosphonate.“! - Da die Patientin 5 prävalente osteoporotische Frakturen
hatte, während der 10-jährigen Prolia® Therapie keine neuen Brüche aufgetreten sind, die Patientin eine weitere Therapie wollte und die Datenlage dafür zum damaligen Zeitpunkt völlig unklar war, habe ich für sie eine
chefärztliche Weiterbewilligung erwirkt.
Die Patientin hatte keinerlei Frakturen, die Knochendichte hat sich weiter verbessert.
Auflösung
Antwort 1 ist korrekt.
Osteoporose ist eine chronische Erkrankung. Zahlreiche Studien haben mittlerweile gezeigt, dass es nach Absetzen von Prolia® zum Auftreten von (multiplen) Wirbelkörperfrakturen kommen kann - insbesondere bei Patienten mit
vorbestehenden Wirbelbrüchen und langjähriger Therapie.
Die Antworten 2 und 3 sind damit sicher falsch - Zu Antwort 4: In dieser Form sicher falsch (6 Monate nach der letzten Prolia® Gabe ist der Knochen noch „Zu“ und Bisphosphonate können nicht aufgenommen werden - Studien
wann und wie auf ein Bisphosphonat gewechselt werden können laufen.
Schlussfolgerung
Die Patientin ist in regelmäßiger Kontrolle in meiner Ordination (alle 2 - 3 Jahre) mit Kontrolle der Knochendichtemessung, des Wirbelsäulenröntgens und des Knochenstoffwechsels. Sie ist immer noch körperlich aktiv, nimmt Kalzium
und Vitamin D und erhält halbjährlich ihre Prolia Injektionen.
Vor 2 Monaten hat sie sich per E -Mail gemeldet und sich für die gute Betreuung bedankt.
Anlass war ein heftiger Sturz beim Langlaufen auf die Hüfte, ein Transport ins nächstgelegene Unfallkrankenhaus und ein überraschtes Ärzteteam hinsichtlich der Tatsache, dass die Patientin KEINE Fraktur trotz des heftigen Traumas
hatte und dass sie bereits über 18 Jahre eine Prolia® Therapie erhalten hatte.
Referenzen:
- 1) Bone et al. Lancet Diabetes Endocrinol. 2017 Jul;5(7):513-523.