Immobilitätsosteoporose bei Pflegeheimpatientin

Immobilitätsosteoporose bei Pflegeheimpatientin

Prim. Dr. Michael Smeikal, MSc
Autor:
Prim. Dr. Michael Smeikal, MSc
Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie und Geriatrie
Ärztlicher Direktor Haus der Barmherzigkeit
Primar der Internen Abteilung mit allgemeiner Geriatrie und Palliativmedizin
Anamnese
74jährige Patientin
160cm, 51kg, BMI 19,9
Paroxysmales Vorhofflimmern, Ischämischer Insult vor 3 Jahren, seitdem Hemiplegie und
Bettlägerigkeit, Dysphagie bei Schluckstörung, St.p. Aspirationspneumonie, Chronische Niereninsuffzienz CKD 2
Prozedere
Im Rahmen einer Abklärung von Rückenschmerzen zeigt sich eine rarefizierte Knochenstruktur in einem Röntgen der BWS, LWS und Hüfte, daher in weiterer Folge ergänzende Durchführung einer DXA: T-Score 1,9 (Hüfte gesamt). LWS-Messung diagnostisch nicht verwertbar aufgrund von Spondylophyten.
Frage 1: Wie würden Sie weiter vorgehen?




Auflösung
Antwort 2 & 4 sind korrekt.
Die Betreuung in einem Pflegeheim ist kein Grund leitlinienkonforme Diagnostik und Therapiemöglichkeiten vorzuenthalten.
Die in der Knochendichte angegebene Osteopenie berücksichtigt nicht eventuell bestehende zusätzliche Risikofaktoren.
Unter Berücksichtigung des Risikofaktors „Immobilität“ (Faktor für Therapieschwelle 1,7) sowie des Alters und der Knochendichte (T-Score Hüfte gesamt 1,9) besteht ein 3-Jahresfrakturrisiko von 5%. Somit ist die Indikation für eine Therapie (antiresorptiv, osteoanabol kann erwogen werden) gegeben.
Frage 2: Welche Therapie würden Sie wählen?




Auflösung
Antwort 2, 3 & 4 sind korrekt.
Aufgrund der Bettlägerigkeit sowie der Dysphagie ist eine korrekte Einnahme eines oralen Bisphosphonats nicht gewährleistet.
Ein iv Bisphosphonat kann erwogen werden. Bei bereits vorliegender Niereninsuffizienz im Stadium 2 besteht zwar keine absolute Kontraindikation, dennoch ist (auch unter Berücksichtigung des paroxysmalen Vorhofflimmerns) bei einer iv Bisphosphonattherapie Vorsicht geboten.
Eine Therapie mit Denosumab ist grundsätzlich möglich und indiziert.
Eine osteoanabole Therapie mit Teriparatid kann ebenfalls erwogen werden.
Vor Therapiebeginn muss auf jeden Fall ein (sehr wahrscheinlich) bestehendes Vitamin-D und Kalziumdefizit ausgeglichen werden.
Literatur:
  • DVO Leitlinien 2023
  • Rizzoli R. Zoledronic Acid for the treatment and prevention of primary and secondary osteoporosis. Ther Adv Musculoskelet Dis. 2010 Feb;2(1):3-16.
  • Cummings SR, San Martin J, McClung MR, Siris ES, Eastell R, Reid IR, Delmas P, Zoog HB, Austin M, Wang A, Kutilek S, Adami S, Zanchetta J, Libanati C, Siddhanti S, Christiansen C; FREEDOM Trial. Denosumab for prevention of fractures in postmenopausal women with osteoporosis. N Engl J Med. 2009 Aug 20;361(8):756-65.
  • Pluijm SM, Koes B, de Laet C, Van Schoor NM, Kuchuk NO, Rivadeneira F, Mackenbach JP, Lips P, Pols HA, Steyerberg EW. A simple risk score for the assessment of absolute fracture risk in general practice based on two longitudinal studies. J Bone Miner Res. 2009 May;24(5):768-74.
Anlyse femur
Anlyse LWS
Acculator
SC-AT-AMG162-00892 1223