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Osteoporosefall mit Knochenbrüchen in der Allgemeinmedizinpraxis
Autor: Dr.in Birgit Murer-Weilharter
Ärztin für Allgemeinmedizin in St. Lambrecht (Stmk)
Anamnese:
Frau Viola P. ist eine 70-jährige Osteoporose-Patientin, die sich im Jahr 2016 in der allgemeinmedizinischen Praxis mit zunehmender Rundrückenbildung und Schmerzen in der Wirbelsäule vorstellte. Eine durchgeführte Osteodensitometrie und ein WS-Röntgen zeigten keine Frakturen, jedoch wurde eine Osteoporose mit einem T-Score von -4,0 diagnostiziert. Trotz ausführlicher Aufklärung über ihr erhöhtes Knochenbruchrisiko von 17 % (TBS-korrigiert) lehnte die Patientin eine antiresorptive Therapie ab. Stattdessen entschied sie sich, weiterhin viel Sport zu treiben und sich kalziumreich zu ernähren.
Knochenbrüche und Prozedere:
Im März 2021 erlitt die Patientin eine Fraktur der achten rechten Rippe nach einem Sturz. Nach einem langwierigen Herpes Zoster kehrte sie im Oktober 2021 wegen Knochenschmerzen zurück. Eine Osteodensitometrie zeigte einen T-Score von -4,3 an der LWS und einen Vitamin-D3-Mangel. Trotz Unsicherheiten wegen Zahnimplantaten stimmte sie einer Behandlung bei einer Osteoporose-Spezialistin zu. Im Dezember 2021 brach sie sich den rechten Radius, der operiert werden musste. Im Januar 2022 ergab eine Laborkontrolle einen niedrigen Vitamin-D3-Spiegel und reaktiven Hyperparathyreoidismus. Hochdosierte Vitamin-D-Tropfen wurden verordnet. Nach mehreren Verzögerungen erhielt sie im Oktober 2022 eine Infusion mit Zoledronsäure, die starke Muskelschmerzen verursachte. Zwei Wochen später wurden, leider ohne Rücksprache, die Metalle am Handgelenk entfernt. Im Oktober 2023 wurden die Laborwerte besser und die Therapie auf Denosumab umgestellt, die sie gut vertrug.
Aktueller Status:
Die Osteodensitometrie im Frühling 2024 zeigt eine Verbesserung des T-Scores auf -3,6. Der FRAX-Wert weist jedoch eine Knochenbruchwahrscheinlichkeit von 35 % auf, bedingt durch frühere Frakturen und familiäre Vorbelastung. Eine erneute Konsultation bei der Osteoporose-Spezialistin ist geplant, um eine mögliche osteoanabole Therapie zu besprechen.
Frage 1: Was ist der Unterschied zwischen antiresorptiven und osteoanabolen Therapien bei Osteoporose?
Auflösung
Antwort 1 ist korrekt.
Antiresorptive Therapien: Diese Therapien zielen darauf ab, den Knochenabbau zu hemmen. Sie wirken, indem sie die Aktivität der Osteoklasten (Zellen, die Knochen abbauen) reduzieren. Beispiele für antiresorptive Medikamente sind Bisphosphonate und Denosumab.1
Osteoanabole Therapien: Diese Therapien fördern den Knochenaufbau, indem sie die Aktivität der Osteoblasten (Zellen, die Knochen bilden) stimulieren. Beispiele für osteoanabole Medikamente sind Teriparatid und Romosozumab.1
Frage 2: Welche Faktoren haben das Knochenbruchrisiko von Viola P. erhöht?
Auflösung
Antwort 3 ist korrekt.
Vitamin-D-Mangel: Ein Mangel an Vitamin D kann die Kalziumaufnahme im Darm verringern, was zu einer verminderten Knochendichte und einem erhöhten Frakturrisiko führt.2-3
Reaktiver Hyperparathyreoidismus: Dies ist eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen als Reaktion auf niedrige Kalziumspiegel, was zu einem erhöhten Knochenabbau und somit zu einem höheren Frakturrisiko führt.4
Zoster-Neuralgie: Durch die Infektion wurde eine dringende Osteoporosebehandlung verschoben.
Metalle am Handgelenk: Patienten mit Osteoporose, die sich einer Operation unterziehen, haben ein höheres Risiko für negative Ergebnisse wie intraoperative Frakturen, periprothetische Osteolyse (Knochenverlust um das Implantat), Implantatmigration und postoperative periprothetische Frakturen.5
Frage 3: Warum war es wichtig, vor der antiresorptiven Therapie den Vitamin-D-Spiegel zu normalisieren?
Auflösung
Antwort 4 ist korrekt.
Vitamin-D ist entscheidend für die Kalziumaufnahme im Darm. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel kann zu einer unzureichenden Kalziumaufnahme führen, was die Knochenstärke beeinträchtigt und die Wirksamkeit der antiresorptiven Therapie verringert. Daher ist es wichtig, den Vitamin-D-Spiegel zu normalisieren, um die bestmöglichen Ergebnisse der Therapie zu erzielen.2-3
Literatur:
Dachverband Osteologie e.V. (2023). Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr. DVO-Leitlinie 2023. https://leitlinien.dv-osteologie.org/
Barvencik, F., & Amling, M. (2015). Vitamin-D-Stoffwechsel des Knochens. Der Orthopäde, 44(4), 686-694.
Bhattarai, H. K., Shrestha, S., Rokka, K., & Shakya, R. (2020). Vitamin D, calcium, parathyroid hormone, and sex steroids in bone health and effects of aging. Journal of Osteoporosis, 2020, Article 9324505.
Bilezikian, J. P. (2003). Bone strength in primary hyperparathyroidism. Osteoporosis International, 14(Suppl 5), 113–117.
Russell, L. A. (2013). Osteoporosis and orthopedic surgery: Effect of bone health on total joint arthroplasty outcome. Current Rheumatology Reports, 15(371).