Patientin mit Brustkrebs und adjuvanter Aromatasehemmertherapie und Osteoporoseprophylaxe
Autorin: Dr. Silvia Artner
ärztliche Leitung des zertifizierten
Brustgesundheitszentrum Goldenes Kreuz
Anamnese
KG:167cm Gewicht:72
St p Hysterektomie nach Uterus myomatosus
Familienanamnese: Mutter: Gebärmutterkrebs, Sarkom
Aktivitäten: emeritierte Sportlehrerin, Tanzen
Prozedere
8.8.2014
Tastbefund: Pat merkt Lymphknotenschwellung li axillär, Mammographie: Tu mammae sin 3cm, medial caudal BIRADS V, sonographisch gezielte Biopsie: niedrig differentiertes invasiv duktales Karzinom, Östrogenrezeptor: 100%pos,
Progesteronrezeptor: 100%, Her2neu: neg, Ki 67: 80%, Staginguntersuchungen: neg
14.8.2014:
Tumorboard: neoadjuvante Chemotherapie: 8 Zyklen Epirubicin/Taxotere125mg/m2, Clipmarkierung des Tumors
9.2.2015:
Operation: Brusterhaltende Therapie und Sentinellymphknotenbiopsie + Axilladissektion aufgrund von positiven Tumorzellen im Sentinellymphknoten, + onkoplastische Rekonstruktion
Histologie: ypT1c, ypN1a,1/10 L1, R0, V0, Regressionsgrad 3 nach Chevallier
24.2.2015:
1.Tumorboard empfiehlt: postneoadjuvante kreuzresistente Chemotherapie: CMF
2. Radiatio
3. Antihormontherapie: Aromatasehemmer für 5 Jahre
Auflösung
Antworten 2, 3 und 4 sind falsch.
Antwort 1 ist korrekt.
Die adjuvante endokrine Therapie mit Aromataseinhibitoren zeigt eindrücklich, dass die Knochenmineraldichte abnimmt und das Frakturrisiko ansteigt. Deshalb ist es hilfreich, am Beginn der Therapie einen orientierenden Befund
einzuholen. Die Daten der ABCSG 18 Studie zeigten, dass Patientinnen mit scheinbar normaler Knochenmineraldichte zu Beginn der Aromataseinhibition Behandlung in ähnlichem Maße von der adjuvanten Denosumab-Behandlung profitieren, wie
die Patientinnen, die bereits osteopenisch waren.
Dieser durch die Tumor Therapie induzierte Knochenverlust (CTIBL – Cancer Treatment-induced Bone Loss) ist weitaus dramatischer als der natürliche post- menopausale Knochenverlust.
In unserem Fall bestand eine Osteoporose:
2015
2017
2. Die Knochenszintigraphie ist innerhalb des Staging schon passiert.
3. Der Serum- Calciumspiegel ist nicht aussagekräftig bezüglich Knochengesundheit. Allerdings stellt die Hypokalzämie eine Kontraindikation für die KI für alle Osteoporose Therapien dar und muss vor Therapie Beginn korrigiert werden
da, wenn auch selten, schwere Hypokalzämien auftreten können.
4. Oberschenkelröntgen sagt nichts aus bezüglich Knochenmineralisierung.
Auflösung
Antworten 1, 2 und 4 sind falsch.
Antwort 3 ist korrekt.
3. Durch die Behandlung mit Denosumab (60mg, einmal alle 6 Monate, Prolia
®) kann das Risiko für eine Fraktur sehr eindrucksvoll signifikant um die Hälfte (vs. Placebo) reduziert werden, wie die Daten der ABCSG18 zeigen
Literatur: Long-term outcomes of adjuvant denosumab in breast cancer: Fracture reduction and survival results from 3,425 patients in the randomised, double-blind, placebo-controlled ABCSG-18 trial. Gnant et al. NEJM Evid 2022 (
https://doi.org/10.1056/EVIDoa2200162)
1. Bei der Behandlung von Aromatasehemmer soll ausreichend Vit D (Serum: 50 nmol/l) 800-1000IE pro Tag und 1000mg Calcium eingenommen werden. Die Einnahme von Magnesium und Vitamin C ist prinzipiell nicht falsch, aber sie sind in
erster Linie nicht DIE Vitamine und Mineralstoffe für die Osteoporose Basistherapie.
2. Physiotherapie kann leider die Osteoporose nicht rückgängig machen, aber eine moderate Bewegungstherapie kann jedoch jeden weiteren Knochenschwund vorbeugen und die noch vorhandene Knochenmasse verdichten
4. Teriparatid ist für die manifeste Osteoporose seit 16.6.2003 zugelassen. Für die Tumortherapie induzierte Osteoporose stehen Bisphosphonate und Denosumab zur Verfügung. Wobei nur Denosumab (60mg, einmal alle 6 Monate, Prolia
®)
die Daten zur Frakturreduktion unter Aromataseinhibition hat (Gnant et al. NEJM Evid 2022 (
https://doi.org/10.1056/EVIDoa2200162)
Auflösung
Antworten 1 und 2 sind falsch.
Antworten 3 und 4 sind korrekt.
ad 3. Bei ca. 0,01% bis 0,1% der Patienten, welche Denosumab alle 6 Monate erhalten, kann es zur Antiresorptiva-assoziierten Kiefernekrose (AR-ONJ) kommen. Es sollen die Patientinnen aufgeklärt werden. Empfohlen ist eine
zahnärztliche Fokussuche, prothetische Anpassung und Sanierung von Mund-Kiefer -Infekten und Vermeidung von Bakterieneintrittspforten. Operative Kiefereingriffe sollten unter antibiotischer Therapie durchgeführt werden. Mundhygiene
alle 6 Monate.
Literatur: S3 Leitlinien007/091: Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrosen(AR-ONJ) aktueller Stand 12/2018
Ad 4: vor Einleitung der Osteoporose Medikation (mit Bisphosphonaten oder Denosumab) Ausgleich von Vitamin D und Kalzium (25-OH Vitamin D3 >20 ng/ml) da bei diesen Therapien – wenn auch selten – schwere Hypokalzämien
auftreten können
während der Behandlung: begleitende Basistherapie: Patientinnen mit Osteoporose (mit und ohne spezifischer Osteoporose Therapie) sollen täglich 1000 mg Kalzium aufnehmen, vorzugsweise über die Nahrung sowie 800 – 1000 IE
Vitamin D
ad 1. Ungünstige Faktoren zur Entwicklung einer Osteoporose sind Mangel an Bewegung, Verminderte Calcium und Vit D Werte, Verminderung der Östrogenwerte, vermehrten Alkohol und Nikotinkonsum und Untergewicht (BMI <20).
Untergewicht ist ein Risikofaktor zur Osteoporose und begünstigt osteoporotische Brüche.
ad 2. Es ist keine Thromboseprophylaxe bei der halbjährlichen Gabe von Denosumab 60mg s.c. notwendig